Proteste gegen Castortransporte
Gegen Castortransporte wird immer wieder auf spektakuläre Weise protestiert. Die Atomwirtschaft versuchte in den
vergangenen Jahren, den Demonstranten auf trickreiche Weise auszuweichen.
Protest gegen Castortransport im Herbst 2017
Als EnBW 2017 Atommüll per Castor auf dem Neckar transportieren ließ, ketteten sich Atomkraftgegner an eine
Brücke, auch in den Fluss stiegen sie. Vier Aktivisten setzten sich in Neoprenanzügen dem kalten Wasser aus, fünf
weitere waren an eine Brücke angekettet. Die Vorbereitungen basierten auf Erkenntnissen früherer Flusstransporte
des sogenannten Castor-Schubverbands. Schon den ersten konnten Aktivisten für eine Stunde blockieren, indem sie
sich relativ riskant von einer Brücke abseilten.
Die Polizei setzte dann 2017 Boote für die Begleitung des Transports auf dem Neckar ein, auch ein Hubschrauber
und Einsatzkräfte am Ufer überwachten die Castor-Schiffe. Die Schwimmer wurden aus dem Wasser gezogen.
Es habe durch den Protest zu keiner Zeit eine Gefahr für den Schubverband bestanden, hieß es anschließend aus
Polizeikreisen. Das Schiff brachte wie geplant ausgediente Brennelemente des stillgelegten Atomkraftwerkes
Obrigheim über eine Strecke von rund fünfzig Kilometern ins Zwischenlager Neckarwestheim.
Geheimtransporte von Castorbehältern
Für die nachfolgend geplanten Castortransporte teilte EnBW im Vorfeld keinerlei Termine und Strecken mehr mit.
Es verwies auf Sicherheitsbestimmungen.
Von Obrigheim, wo kein Zwischenlager entstehen soll, müssen insgesamt 342 ausgediente Brennelemente ins Lager
Neckarwestheim gebracht werden. Die Atomkraftgegner verweisen auf das Risiko des Transports per Schiff.
Der Umgang mit dem Atommüll sei “konzept- und verantwortungslos”, kritisieren die Demonstranten, darunter die
Umweltschutzorganisation Robin Wood.
EnBW lasse die Bevölkerung Probleme mit dem Atommüll ausbaden. Das bestätigen Anwohner mit eigenen Maßnahmen: So
hatte die Gemeinde Neckarwestheim auf juristischem Weg versucht, die Castor-Beförderung zu stoppen.
Das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg genehmigte sie jedoch. Inzwischen werden die Transporte so geheim
vorbereitet, dass nur noch wenige Menschen davon für einen Protest Kenntnis erlangen.
Das Katz-und-Maus-Spiel wird sich noch bis mindestens 2022 fortsetzen, denn bis zu diesem Jahr sind noch
deutsche Atomkraftwerke in Betrieb (Stand Mai 2019: noch sieben Kraftwerke).
Auch danach dürfte es noch Probleme mit dem Atommüll geben. Verantwortlichen Unternehmen und Behörden halten
dessen Transporte inzwischen weitgehend geheim, doch nach geltender Rechtslage sind die Informationen durch
Anfragen an die Landesregierungen zugänglich.
Solche Anfragen stellen Umweltverbände wie etwa Robin Wood – und organisieren anschließend
öffentlichkeitswirksam die Protestaktionen.
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